Nathalie David ist begeistert vom kreativen Prozeß, der künstlerischen Vision, die hinter Cécile Barts Arbeit steckt und will diese unbedingt aufdecken, entdecken und im Film in einem neuen Zusammenhang einbetten. Ein klassischer Dokumentarfilmer würde versuchen, Barts Kunst in einer allgemein verständlichen und akzeptierten Sprache nahezukommen. Er würde eindeutige Formulierungen wählen, informieren, vielleicht auch analysieren, weitere periphere Zusammenhänge beleuchten. David wählt aber selbst die Sprache, die ihre eigene ist: eine Sprache, die das Vokabular der Kunst benutzt. Ein Dokumentarist würde versuchen, Barts Kunst in neue eindeutigere Bilder zu übersetzen. David zeigt, wie sich die Kunst ihrer Freundin in die eigens verwendeten Medien (Hörbild und Film) übersetzen läßt. Angeregt von Walter Ruthmanns Praxis des «Hörbild», wie es in «Weekend» zur Geltung kommt, will sie assoziative Bezüge zwischen den Klängen und Stimmen herstellen. Sie will nicht letzte Unklarheiten beseitigen, sondern vielmehr ein vitales anregendes, vielleicht auch irritierendes Werk schaffen. Barts Arbeit regt ihre eigene an. Die Auseinandersetzung mit den Werken ihrer Freundin führt für David zu einer Bereicherung der eigenen Reflexionen, um gleichzeitig Barts Arbeit auf kreative Art und Weise zu würdigen. Nathalie David hat Cécile Barts Kunst in eine andere übersetzt. Oder man könnte sagen: Sie hat Céciles Arbeit zum Ausgangspunkt genommen, um eine neue zu (er)finden.
© Lasse Ole Hempel Januar 2002